Neustraße 20

Jüdisches Gemeindehaus

Das 1645 erstmals erwähnte Fachwerkhaus war über 200 Jahre lang im Besitz der jüdischen Gemeinde Linz. Das ursprüngliche Gebäude wurde 1693 durch einen Neubau ersetzt, von dem eine Restsubstanz bis heute erhalten ist. 1725 kauften der Vorsteher der jüdischen Gemeinde und dessen Ehefrau Brunella das Haus und wurden damit als erstes jüdisches Ehepaar öffentlich und ohne Einspruch seitens der christlichen Bewohner Eigentümer eines in der Stadt gelegenen Anwesens. Das Haus entwickelte sich zum Zentrum der jüdischen Gemeinde, die sich in drangvoller Enge in einer nur etwa 30 m2 großen Betstube im Obergeschoss versammelte. In dem niedrigen Raum, der nur über eine halsbrecherische Treppe zu erreichen war, wurden auch die Kinder der Gemeinde unterrichtet. Dieser Zustand währte bis zum Bau der Synagoge 1851 auf einem Teil des Hausgartens (Auf dem Berg 1). Den jüdischen Schulkindern stellte die Stadt Linz 1887 ein Raum im Obergeschoss des Rathauses zur Verfügung. Das zwischenzeitlich vermietete Haus wurde 1923 nach Plänen der Architekten Mattar & Scheler von Grund auf renoviert, dabei das Fachwerk freigelegt und der Hauseingang in die Seitenstraße verlegt. 1935/36 zwangen zunehmende Repressalien durch die Nationalsozialisten verbunden mit der Abwanderung der jüdischen Bevölkerung die Linzer Synagogengemeinde zum Verkauf des Hauses.

 

Abb. 1: Das Haus mit Eingang zur Neustraße, 1907 © Privatbesitz

Abb. 2: Das Gebäude nach dem Umbau 1923 © Stadtarchiv Linz am Rhein