Neustraße 31

Gerberhaus

Im oberen Bereich der Neustraße links des Neutors waren traditionell Loh- oder Rotgerber angesiedelt, die den hinter ihren Häusern fließenden Mühlenbach nutzten. Gerbereien lagen üblicherweise am Stadtrand, da die Verarbeitung von Tierhäuten zu Leder durch Abfälle wie Fleischreste oder Haare und das monatelange Einweichen der Häute mit viel Gestank verbunden war. Am Ort des heute dreigeschossigen Fachwerkhauses Neustraße 31 wurden erstmals 1640 Wohnplatz und Werkstatt eines Lohgerbers erwähnt. In den kommenden 200 Jahren lebten und arbeiteten hier verschiedene Gerberfamilien, bevor das Haus eine ganz andere, außergewöhnliche Nutzung erfuhr: Es diente von 1858 bis 1861 als erste Linzer Niederlassung des kleinen Konvents der Franziskanerminoriten um Pater Totnan Seehuber, an den bis heute die Donatuskapelle auf dem Kaiserberg erinnert. Nach dem Auszug der Ordensleute in das neue Klostergebäude am Kirchplatz (heute Notariat), zog wieder eine Gerberfamilie ein. Nach der Umgestaltung des Ladengeschosses durch die Architekten Mattar & Scheler 1933 eröffnete im darauf folgenden Jahr der Schreinermeister Wilhelm Roos hier seinen Betrieb. Ein verheerender Brand zerstörte 1979 die Gebäude vollständig, der Neubau des heutigen Fachwerkhauses wurde 1980 fertiggestellt.

 

Abb. 1: Die obere Neustraße mit dem Neutor um 1910 © Stadtarchiv Linz am Rhein

Abb. 2: Das Haus nach Umbau des Ladengeschosses 1933 © Stadtarchiv Linz am Rhein